Nikolai Tokarev und Sergei Nakariakov in der Elbphilharmonie Hamburg


Die Solokonzerte mit dem russischen Pianisten Nikolai Tokarew und seinem Landsmann, dem Trompeter und Flügelhornvirtuosen Sergei Nakariakov, hätte die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg in der Elbphilharmonie am Mittwoch scheinbar auch ohne den Dirigenten Juri Gilbo interpretieren können. Bei diesem Ensemble sitzt alles auf Anhieb. Nicht eine Unaufmerksamkeit der Musiker, eine ausgefeilte Präzision und ein gutes Klangempfinden zeigte das Orchester bei Händels „Die Ankunft der Königin von Saba“ aus dem Oratorium „Solomon“ HWV 67. Ungewohnt klang Joseph Haydns Cellokonzert C-Dur danach, nicht etwa ein Cello spielte die Solostimme, sondern ein Flügelhorn. Sergei Nakariakov ist ein Meister der Adaption und seine Transkription wurde dem Stück gerecht, auch wenn das Flügelhorn viel weicher ist als ein Cello. Bravourös meisterte Nakariakov, der fast wie in Stein gegossen dastand und zurückhaltend mit dem Orchester kommunizierte, die lange Kantilene und die geschmeidigen Legati im langsamen Satz. Nikolai Tokarew, der dann Mozarts „Jeunehomme“-Klavierkonzert KV 271 beeindruckend interpretierte, ist Nakariakov in der bescheidenen, aber extrem sicheren Art seines Auftretens wesensverwandt. Für Mozart wählte Tokarew einen leichten, brillant-feinen Anschlag. Die Härten sparte er sich lieber für Dmitri Schostakowitschs Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester c-Moll op. 35 auf, in dessen Finale der Übermut des jungen Schostakowitsch mit aberwitzigen Läufen und Sprüngen keine Grenzen kennt.

 

Hier nun war der regulierende Maestro Gilbo wie auch bei der Haydn-Sinfonie „La passione“ dann doch willkommen. Dennoch hätte die Russische Kammerphilharmonie die Brüche bei Schostakowitsch besser herausarbeiten können. Im 2. Satz faszinierte Nakariakov mit gestopfter Trompete, die fast so zart wie ein Englischhorn klang.

 

WELT Digital Zeitung